Tipps und Tricks um die Angst zu überwinden

Prüfungsangst: Wenn die Klausur zum Feind wird

Prüfungsangst wird als Angst vor Prüfungen oder prüfungsähnlichen Situationen definiert. Betroffene fürchten sich, den gestellten Anforderungen nicht gerecht zu werden. Sie haben Angst vor dem Versagen. Entstehen kann eine solche Angst durch zuvor erlebte als negativ empfundene Situationen, Erzählungen von anderen über mögliche Konsequenzen oder ein negatives Selbstbild. Ist das eigene Selbstbild der Auslöser, sehen Betroffene sich selbst in jeder Situation verantwortlich für negative Erfahrungen.

Durch die empfundene Angst fällt es Schülern mit Prüfungsangst schwerer, Prüfungen mit dem gleichen Erfolg zu absolvieren, wie ihre Klassenkameraden. Die Angst hindert sie am Erfolg, was die Prüfungsangst wiederum verstärkt. Um die Entstehung der Angst zu verstehen, ist es sinnvoll, zuerst ihren Zweck zu betrachten. Aus einer evolutionstheoretischen Perspektive hat Angst den Sinn, uns zu schützen. Unser gesamter Körper wird aktiviert und in den sogenannten "Fight-or-Flight"-Modus versetzt. Wir bereiten uns darauf vor, entweder zu kämpfen oder zu fliehen. Vor langer Zeit war dieser Vorgang sehr nützlich. Wir konnten dadurch schneller rennen und hatten mehr Kraft für Kämpfe. Sitzt ein Schüler heutzutage allerdings vor seiner Klausur, ist die beschriebene Reaktion weniger von Nutzen. Gegen Klausuren kann nicht gekämpft werden und auch Fliehen würde die Situation nicht bessern. Was machen wir also mit der freigesetzten Energie? Wir können sie nicht nutzen. 

Der Morgen vor der mündlichen Prüfung

https://www.youtube.com/watch?v=gTAjPrTvqgY

Wie viel Angst dabei zu viel Angst ist, hängt vor allem von der eigenen Bewertung ab. Angst kann durchaus auch vor Klausuren einen positiven Einfluss haben, wenn wir uns dadurch besser vorbereiten. Sobald sie uns allerdings an einer guten Vorbereitung hindert und wir in der Prüfungssituation nicht alles abrufen können, wird es kritisch. Steht die Angst im Vordergrund, sollte sich etwas intensiver mit der Problematik beschäftigt werden. Doch das bedeutet nicht, dass direkt ein Therapeut aufgesucht werden muss. Auch alleine kann schon viel erreicht werden. 

Wenn man einen Elefanten von der Seite betrachtet, sieht er ganz anders aus, als von vorne. So ähnlich ist es auch mit diesem Thema. Es ist möglich die Angst nur als körperliche Stressreaktion zu betrachten, die runter geregelt werden muss, oder man kann sich fragen, warum man überhaupt in diesen Angstzustand gerät.

Dipl.-Psych. Nicolai Semmler

Bereite dich möglichst gut auf eine Klausur vor. Je schlechter vorbereitet du dich fühlst, desto unsicherer wirst du. Versuche, deine Angst zuzulassen und nicht gegen sie anzukämpfen. Wenn du immer versuchst, sie zu verdrängen, wird die Angst nur noch größer werden. Sieh die Angst von ihrer positiven Seite - sie motiviert dich zu einer guten Klausurvorbereitung und somit letztendlich zu einer guten Note. Hast du schon einmal Sportler kurz vor einem Wettkampf beobachtet? Sie visualisieren das Turnier oder Rennen. Versetz dich visuell in die Prüfungssituation und trainiere dich dadurch. Rede mit anderen über deine Ängste. Du bist nicht als einziger Schüler davon betroffen. Vielleicht siehst du es anderen manchmal gar nicht an, aber die meisten Schüler sind vor Klausuren nervös. Auch Entspannungsübungen können dir helfen. Bei der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobsen werden zum Beispiel alle Muskeln nacheinander angespannt und entspannt. Kurse dazu findest du an der Volkshochschule oder Universität. 

Wie du siehst, kannst du schon einiges selbst ausprobieren. Falls die Prüfungsangst trotzdem nicht verschwinden will, dann kannst du dich immer noch an einen Therapeuten wenden. Diese Möglichkeit ist heutzutage nichts ungewöhnliches mehr und wird von vielen Menschen in den verschiedensten Lebenslagen wahrgenommen. Eine Adressenliste mit Ansprechpartnern findest du hier

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